Geschenke sind vergänglich, Annahme bleibt
16. Dezember 2021

Geschenke sind vergänglich, Annahme bleibt

Anfang Dezember machten sich zwei Lehrerinnen und ein Lehrer der CSH mit hunderten von "Säckchen voller Liebe" und reichlich schweren Lebensmittelpaketen im Gepäck auf die Reise nach Kroatien.

Mirjana Petric, Initiatorin und Projektleiterin des Romaprojektes und Rosario Terrana, Abteilungsleiter Grundschule und erfahrener LKW-Fahrer wurden von Realschullehrerin Mi-Ran Song begleitet, für die es der erste Besuch im Romadorf war. „Für die Hinfahrt nach Strmec brauchten wir 18 Stunden! Rosario Terrana musste langsam fahren, da der Wagen voll mit „Säckchen voller Liebe“ war“, erzählt sie.

Trotz oder vielleicht sogar wegen der angespannten Corona-Lage war es Mirjana Petric und Rosario Terrana äußerst wichtig, die liebevoll von CSH-Familien verpackten Geschenke noch vor Weihnachten persönlich zu überbringen. Im vergangenen Jahr musste der Transport immer wieder verschoben werden und konnte erst Monate später stattfinden. Leider konnten wegen der Pandemie auch in diesem Jahr keine Schülerinnen und Schüler mitkommen, was Mirjana Petric sehr bedauert. Es ist ihr ein großes Anliegen, dass Schülerinnen und Schüler vor Ort erleben können, wie sehr Gott diese Menschen liebt und unter ihnen wirkt. Immerhin konnte sie ihre Klasse in die aufwändigen Vorbereitungen einbinden. Die Schülerinnen und Schüler der R6a kennen das Romadorf zwar nur aus Erzählungen ihrer Klassenlehrerin und von Fotos, identifizieren sich aber stark mit dem Hilfsprojekt. Frau Song hat miterlebt, wie sie an den Projekttagen mit Freude in den Augen, aber auch mit großer Disziplin und vollem Elan „Säckchen voller Liebe“ füllten und Babymobiles bastelten. Sie ist überzeugt, dass nicht nur die Menschen im Romadorf vom Engagement der CSH profitieren. Durch das Hilfsprojekt entstehe in der Schülerschaft auch ein Bewusstsein dafür, was es heißt, Gottes Liebe zu leben und weiterzutragen.

Der Aufenthalt im Dorf war in diesem Jahr sehr kurz. Die Dorfbewohner sind zwar inzwischen geimpft, aber man wollte dennoch die Kontakte zeitlich beschränken. Das dreiköpfige CSH-Team wurde beim Verteilen der Lebensmittelpakete und Geschenke von Missionarin Karmen Horvat und ihrem Team unterstützt. Mirjana Petric berichtet: „Sie haben im Freien Lobpreis gemacht und Karmen hat auf eine ganz anschauliche Art und Weise die Weihnachtsgeschichte erzählt - mit Bildern, die die Geschichte verständlicher gemacht haben. Jesus ist in keine perfekte Welt gekommen, nicht zu den Reichen. Stattdessen hat er sich die Armen ausgesucht, einen Stall, Schmutz und Gestank.“ Karmen Horvat erklärte den Zuhörerinnen und Zuhörern zudem noch einmal das Anliegen des Hilfsprojektes und die Motivation der vielen Menschen an der CSH, die einen Beitrag dazu leisten: Sie wollten die Liebe Gottes zu ihnen ins Dorf bringen. Deshalb kämen sie seit Jahren, egal wie die Umstände auch seien. Zudem erinnerte sie daran, dass es im Letzten nicht um die Geschenke und Gaben geht: „Geschenke sind schön, aber vergänglich. Was bleibt ist die Annahme, nicht vergessen werden und geliebt zu sein.“

Rosario Terrana hat auch bei diesem Besuch wieder erlebt, dass diese Botschaft tatsächlich angekommt. „Es berührte die Menschen im Dorf besonders, dass wir trotz der widrigen Umstände zu ihnen gekommen sind und sie nicht im Stich gelassen haben“, erinnert er sich. Mi-Ra Song hat den Menschen beim Verteilen der Pakete und Säckchen in die Augen geschaut und ihre Beobachtungen aufgeschrieben: „Ich habe in den Augen einiger Roma gesehen, dass die Botschaft fruchtet - wahrhaftig habe ich ein kleines Licht in der Dunkelheit gesehen. Ich kann kein Kroatisch, aber mit Händen und Füßen konnte ich herausfinden, was „Jesus ist Liebe“ heißt. Beim Austeilen der „Säckchen voller Liebe“ haben wir „Isus je ljubav“ gesagt und mit unseren Augen gelächelt (wir trugen ja Masken). Manche haben verdutzt geschaut, andere Augen waren voller Gier. Es gab aber auch Augen voller Hoffnung und einige saugten die Liebe, die wir ausgestrahlt haben, auf wie ein Schwamm.“

Sie kam dankbar, erfüllt und gestärkt aus Strmec zurück. Das Romaprojekt ist ihr zu einem richtigen Herzensanliegen geworden und ihr Respekt für das Engagement von Mirjana Petric und Rosario Terrana ist nach der gemeinsamen Fahrt noch einmal stark gewachsen. Die rhetorische Frage, die sie im Nachgang als eine Art Fazit formuliert, ist daher sicherlich als Aufforderung, mitzumachen zu verstehen: „Ist es nicht herrlich, dass wir alle am Reich Gottes beitragen konnten und können?“

Nicole Schröder