H.S.: Warum und wie lange waren Sie in Afrika?
R.R.: Schon während meinem Mathestudium habe ich immer wieder an einen Missionseinsatz gedacht, doch irgendwie hat es nie geklappt. Es blieb ein Traum. Nach dem Studium habe ich dann zu arbeiten begonnen. Doch nach zwei Jahren habe ich gemerkt, dass ich was ändern muss und ich habe mir wieder Gedanken über meine Zukunft gemacht. Und so bin ich dann auf die Missionsgesellschaft „Operation Mobilisation“ (OM) gestoßen. Bei einem Info-Gespräch wurden mir meine Möglichkeiten aufgezeigt. Afrika lag mir schon lange auf dem Herzen und so habe ich mich dann für Südafrika entschieden. Ich bin fest davon überzeugt, dass es Gott war, der mir dieses Herz für Afrika geschenkt hat.
Ich wollte mich einbringen und helfen so gut ich konnte und natürlich auch die Hoffnung, die wir in Jesus Christus haben, weitergeben. Die Missionsgesellschaft hat mir dann vorgeschlagen zu Beginn ein 5-monatiges Training zu absolvieren, um dann auch wirklich gut für den praktischen Einsatz vorbereitet zu sein. Nach dem Training konnte ich mich dann noch für 7 Monate ganz praktisch in einem Armenviertel einbringen. Und so habe ich nun ein Jahr in Südafrika verbracht.
H.S.: Was war Ihr beeindruckendstes Erlebnis?
R.R.: Es ist schwierig mich da auf ein einziges Erlebnis zu beschränken … Einmal pro Woche gingen wir zu Drogenabhängigen und Drogendealern. Doch plötzlich waren wir da nicht mehr willkommen. Einer der Drogendealer jagte uns weg und sprach sogar Todesdrohungen aus. Was war geschehen? Die Tage davor wurden sie oft von der Polizei ziemlich unfreundlich besucht und sie mussten einiges einstecken. Sie dachten wir hätten sie an die Polizei verraten und so jagten sie uns weg. Und so gingen wir eine Straße weiter. Doch einige der Drogenabhängigen setzen sich für uns ein und stellten sich auf unsere Seite. Uns war recht mulmig zumute. Wir mussten aufpassen. Mit Drogendealern ist nicht zu spaßen. Doch wir hatten eine größere Kraft auf unserer Seite. Gott griff ein und als wir in der darauf folgenden Woche wieder eine Straße weiter zu den Drogenabhängigen gingen, kam plötzlich der Drogendealer, der uns die Woche davor so vehement vertrieben hatte, auf uns zu und bat uns in seine Straße zurück zu kommen. Da waren definitive andere Mächte im Spiel!
H.S.: Hat die Zeit in Afrika Ihren Glauben an Gott verändert?
R.R.: Verändert hat sich viel. Zum Beispiel meine Beziehung zu Gott. Gott hat mir eine andere Seite von sich gezeigt. Gott ist nicht jemand, der uns bestrafen will, sondern ein liebender Vater, der nur das Beste für uns will. Und so konnte ich mich selbst auch aus einer anderen Perspektive sehen. Er hat mir gezeigt, dass man den Glauben auch anders leben kann als ich mir das gewohnt war. Ich denke Gott hat einen Prozess der Veränderung in mir begonnen. Aber es war auch nicht immer einfach. Es gab viele Herausforderungen und Rückschläge zu meistern. Es gab eine Zeit wo ich stark an Gottes Güte zweifelte und es war schwierig wirklich zu glauben was Gott in seinem Wort verspricht. Aber Gott braucht gerade auch schwierige Zeiten und manchmal müssen wir zuerst Schmerzen erleiden um Heilung zu erfahren.
H.S.: Was sind Ihre weiteren Ziele?
R.R.: Jetzt gehe ich wieder zurück nach Südafrika ins Armenviertel, wo ich schon von Februar bis August war. Da möchte ich weiter unter den Kindern und Jugendlichen arbeiten und ihnen den Glauben an Jesus Christus näher bringen, ihnen aber auch Hoffnung und eine Perspektive geben. Zudem möchte ich mich zum Mathematiklehrer ausbilden lassen und mich in Südafrika ganz Gott zur Verfügung stellen. Denn mit Gott wird dir nie langweilig. Er hat immer eine Überraschung für dich bereit!
Wir danken Herrn Richli, dass er zu ans an die Schule gekommen ist und uns Schülern davon berichtet hat. Und vielen Dank für das Interview! Für Ihre weitere Zeit in Südafrika wünschen wir Ihnen Gottes reichen Segen!
Das Interview führte Hannah Schmid, Klasse 10