Über Eliten nachdenken und von Salem lernen
04. November 2013

Lehrerausflug Salem


In Fahrgemeinschaften ging es Richtung Bodensee, wo die CSH am Vormittag die Schule kennen lernte. Nachmittags gab es dann bei herrlichem Herbstwetter noch eine schöne Wanderung in Heiligenberg mit Einkehr in einer kleinen Kirche und anschließend ein gemütliches Kaffeetrinken.

Was war für euch als Organisatoren das Ziel dieses Tages?

Die Idee, nach Salem zu fahren, wurde beim letzten Lehrerausflug geboren. Zunächst war das nur eine flinke Idee. Wir, Anais Matutis und Christian Fehlberg, fragten bei der Schule in Salem an, ob so etwas gehen würde und prompt wurden wir eingeladen, mal vorbeizukommen. Ziel war es, eine andere Schule in freier Trägerschaft kennen zu lernen, eine die größer ist, die schon viele Jahre mehr Erfahrung hat, eine, die als Internatsbetrieb läuft und eine, deren Tradition in der Reformpädagogik liegt.
Der Gemeinschaftsgedanke, nämlich Zeit für Austausch mit den eigenen Kollegen zu haben, sollte auch nicht zu kurz kommen. Daher lag der Tag auch ziemlich am Schuljahresanfang, denn wir haben ja immerhin sechs neue Kollegen unter uns.

Rausgehen, sich inspirieren lassen von anderen pädagogischen Richtungen. Ist das wichtig für unser Kollegium? 

Ja, auf alle Fälle. Man kann viel hören von anderen und in Fachzeitschriften auch vieles lesen. Über manches staunt man, bei manchem fragt man sich, wie die anderen das denn bloß alles so hinkriegen. Es aber selber mal zu sehen und wahrzunehmen, Menschen persönlich kennen zu lernen, die dahinter stehen, das ist noch mal ganz etwas anderes.

Worin bestand deren Gewinn? 

Was ist der Gewinn für Salem? Das haben wir uns auch gefragt. Sicherlich wollen auch sie im Gespräch bleiben, bekannter werden, denn auch so ein Internat ist kein Selbstläufer. An dem Tag wurden wir von mehreren Salem-Kollegen begleitet. Beim abschließenden Mittagessen in der Schulmensa gab es einige gute Gespräche, nicht so sehr in der großen Runde, sondern mehr im kleinen Kreis. Das war aus meiner Sicht der größte Gewinn.

Was genau habt ihr so gemacht? 

Gegen 10 Uhr ging es in Salem los. Schulleiter Bernd Westermeyer führte uns durch den altehrwürdigen Innenhof in einen Konferenzraum und referierte über die Geschichte und Ausrichtung der Schule. Anschließend wurden wir in zwei Gruppen geteilt und Schülerinnen führten uns durch das ganze Gelände und durch die Gebäude. Dabei durften wir auch mal in die Schlafräume schauen (erinnerten an eine Jugendherberge bei einer Klassenfahrt). Zwischendurch konnten wir den Schülerinnen auch ganz banale Fragen stellen: Wann könnt ihr hier internetsurfen? Wie geht ihr mit Konflikten um? Was macht ihr abends? Das dauerte länger als zeitlich geplant, weil es so interessant war. Wie hatte Herr Westermeyer vorher gesagt? „Hören Sie mich an und dann die Schüler und die Wahrheit liegt dann wohl irgendwo in der Mitte.“ Anschließend gab es noch eine Fragerunde mit zwei langjährigen Lehrkräften, die auch sehr persönlich von ihren guten und anstrengenden Erfahrungen berichteten. Das Mittagessen in der Mensa, frische Käsespätzle mit Salat, war sehr lecker.

Was kann man als christliche Schule von Salem lernen? 

Dass sie auch nur mit Wasser kochen! Viele Prozesse, in denen sie drin stecken oder steckten, kennen wir auch und haben sie ähnlich oder anders gelöst. Vorbildlich ist, wie sie Schüler zur Verantwortung heranziehen, beispielsweise durch Leiten von Schülergruppen, z.B. Schulfeuerwehr usw. Manche Themen unterrichten sie in einer Epoche (von Ferien zu Ferien) fächerverbindend. So wird das Thema Nationalsozialismus in Klasse 9 in Deutsch, Religion und Geschichte zeitparallel unterrichtet, so dass es nicht so isoliert bleibt.

Worin unterscheidet sich die CSH definitiv? 

Unterschiede gibt es mehrere: Salem ist ein Gymnasium, wir sind Grund-und Realschule. Die Schüler wohnen dort in einem Internat. Sie kommen aus etwa 40 Nationen aus aller Welt und werden daher nicht nur in einem deutschen, sondern auch einem englischen Zweig unterrichtet. Lehrer und Schüler treffen sich ab und zu in einer Schulversammlung. Dabei geht um Organisatorisches, Rückblicke, Ausblicke und so weiter. Es ähnelt von der Form her sehr unserer MoMo (=MontagMorgenAndacht). Was fehlt, ist natürlich ein geistlicher Input, eine Andacht, die auf Gott hinweist. Das ist übrigens auch ein Element, das uns Lehrer an der CSH eint, nämlich der gemeinsame Glaube an Jesus Christus.

Wie siehst du als Mitglied der Schulleitung einer christlichen Schule den Umgang mit Eliten? 

Bei Salem hat man natürlich schon eine gewisse Sonderung der Schüler durch das Einkommen der Eltern, weil das Ganze ja nicht ganz billig ist. Das hat man aber beim Umgang mit den Schülern, die wir kennen gelernt haben, nicht gemerkt. Uns ist das Zuvorkommen der Schüler aufgefallen, dass sie uns z.B. von sich aus grüßten, auch die, denen wir „zufällig“ auf dem Gang begegnet sind. Die Einrichtung der Schule ist jedenfalls keinesfalls elitär, sondern eher einfach und schlicht.
Ist es unchristlich, von Eliten zu sprechen? 
Ich denke nicht, wenn ich auch den Begriff selber eher unpassend finde. In einem Elterngespräch sagte Herr Terrana, Teamleiter GS, mal zu einem Elternteil, dass die CSH keine Eliteschule sein. Dem widersprach der Vater. Er fand, dass die CSH schon eine Eliteschule sei, eine nämlich, deren Stärke es ist, das Soziale zu stärken und hierin sehr wohl etwas Vorbildliches habe. Wenn andere die CSH so wahrnehmen, dann freuen wir uns.

(geb)